DIE LINKE. Rheingau Taunus sieht Chance für den RTK

Linke im Rheingau Taunus zeigt sich unter sozial-ökologischen Aspekten offen für Verhandlungen mit Carbonex

Das französische Familienunternehmen Carbonex plant in Heidenrod den Bau eines Herstellungsbetriebes für Holzkohle. Damit sollen vor Ort ca. 80 neue Arbeitsplätze geschaffen werden und es wäre ein regionaler Produktionsstandort für einen Teil der ca. 250.000 Tonnen Holzkohlebedarfs Deutschlands jährlich.

„Von den 250.000 Tonnen werden ca. 90% im Ausland hergestellt. Dabei ist oft die Quelle der Holz Ressourcen unklar und nicht selten wird kostbares Tropenholz dafür verwendet. Mitunter schlechte Arbeitsbedingungen für Arbeitende und hohe CO2 Emissionen durch Importwege runden das Ganze negativ ab.

Carbonex hingegen arbeitet eng mit Umweltorganisationen wie dem WWF, The Forest Trust u.a. zusammen, und diese bestätigen auch die Nachhaltigkeit der verwendeten Rohstoffe und die ökologische Sinnhaftigkeit der Herstellungsverfahren.“ so Katja Joesbury für die Linke Rheingau Taunus.

„Das Herstellungsverfahren von Carbonex und die Recyclingnutzung anfallender Pyrolysegase zur Stromerzeugung und damit Eigenversorgung an Strom für den Betriebsablauf ist ökologisch durchaus sinnvoll. Das CO2, das beim Herstellen der Holzkohle und deren späterer Nutzung entsteht ist klimaneutral, da das Holz nicht mehr CO2 abgeben kann, als zu Lebzeiten des Baumes aufgenommen wurde. Und sofern wir Grillen nicht abschaffen wollen, wird weiterhin Brennmaterial benötigt.
Holzpellets mögen im ersten Moment sinnvoll erscheinen. Müssen aber unter mehr Aufwand und Anfallen zusätzlichen Emissionen hergestellt werden.
Die dann anschließend stattfindende Pyrolyse findet quasi beim Grillen in jedem Kleingarten dezentralisiert und unkontrolliert statt, was klimatechnisch aber auch in Hinblick auf Belastung mit schädlichen Abgasen für die BügerInnen kritischer wäre.

Die Firma hingegen kann weitgehend autark laufen. Anfallende Pyrolysegase bei der Produktion werden kontrolliert und zielführend zur Stromgewinnung u.a. für den Firmenbetrieb weiterverwendet. Dies wäre im Ausland nicht zwangsläufig gegeben. Nur weil Emissionen vielleicht in Osteuropa anfallen, sind sie nicht weniger klimaschädlich und damit irgendwann schlussendlich auch ein Problem vor der heimischen Haustür. Dann doch lieber unter kontrollierten Bedingungen vor Ort. Man könnte sogar noch weiter gehen und über Kondensationsverfahren das anfallende Pyrolyseöl, also die flüssigen Verbrennungsrückstände als Heizöl Ersatz zu verwenden und hätte damit ein Heizstoff aus nachwachsendem Rohstoff anstatt aus fossilen Brennstoffen.
“ So Katja Joesbury weiter

„Momentan lagern mehrere Raummeter „Holzlast“ in den heimischen Wäldern und verrotten dort mit ihren ca. 4,5 KW/kg vor sich hin. Anstatt diese zu nutzen werden lieber 90% der Holzkohlproduktion durch halb Europa gekarrt und dabei Unmengen CO2 in die Atmosphäre geblasen. Wäre es da nicht sinnvoller, heimische Produkte unter Zuhilfenahme regionaler Rohstoffe und bei regionaler Schaffung von Arbeitsplätzen zu nutzen.

Damit könnte auch dem Veröden des ländlichen Raumes etwas entgegengewirkt werden. Die Kommune hätte über Gewerbesteuer eine gesicherte Einnahmequelle, die sie in ländliche Investitionen wie Digitalausbau und andere Infrastrukturen stecken könnte. Man schlägt also mehrere Fliegen mit einer Klappe.“ führt die Kreisvorsitzende der Linken weiter fort.

Natürlich teilt die Linke Rheingau Taunus die Bedenken wegen der notwendigen Waldrodung. „Hier ist für uns selbstverständlich, dass in einer kurzen Zeitspanne für eine adäquate, im besten Fall sogar größere Aufforstung seitens Carbonex gesorgt wird. Wünschenswert wäre dann sogar die Schaffung von klimatechnisch sinnvollen Mischwäldern“.

„Als emanzipatorische Partei befürworten wir darüber hinaus die basisdemokratischen Mitbestimmungsmöglichkeiten für die BürgerInnen vor Ort und unterstützen daher den geplanten BürgerInnenentscheid. Wir glauben fest daran, dass sich ein Großteil der BürgerInnen ein umfassendes Bild über die Lage verschaffen kann, losgelöst von Halbwahrheiten.
Bitte lassen Sie die Basis ihrer Meinungsbildung nicht nur die, vermeintlich zielgerichtet, gesuchten Contra Argumente von kleinen Interessengruppen sein“ führt Katja Joesbury fort

Auch bei der Gestaltung der in Aussicht stehenden Arbeitsplätze appelliert die Linke mit Nachdruck an eventuelle Vertragsbeteiligte. Die Arbeitsplätze müssen natürlich einem tariflich gebundenem Normalarbeitsverhältnis entsprechen und den gültigen Arbeitsschutz – und Arbeitsrechtbestimmungen entsprechen. Noch wünschenswerter wäre natürlich eine Beteiligung bzw. Mitgestaltungsmöglichkeit der potentiellen ArbeitnehmerInnen an ihren Arbeitsplätzen durch Schaffung von basisdemokratischen Verfahren.

„Unter Einhaltungen der oben genannten wichtigsten linken sozial-ökologischen Rahmenbedingungen und Mitbestimmungsmöglichkeiten würden wir diesem Projekt zumindest ein positives Potential für die Region zutrauen.“ so Katja Joesbury abschließend