Zum 3. Jahrestag der rechtsextremen Morde von Hanau

Kreisvorstand

Mehrere hundert Tote gehen seit der Wende auf das Konto von Rechtsextremen. Offiziell. Der Terrorakt von Hanau markierte einen traurigen Höhepunkt dieser Entwicklung. Ein Statement. #hanauistüberall

#HanauIstÜberall - Drei Jahre ist es mittlerweile her, dass ein rechtsextremer Mörder seine menschenverachtende Ideologie freien Lauf ließ und damit das Leben von neun Menschen genommen hat, weil sie nicht seinen rassistischen Ideal entsprachen. Neun getötete Menschen, dutzende Menschen, die traumatisiert und verzweifelt zurückblieben, Familien, die auseinandergerissen und innerlich zerrissen wurden. Ein schrecklicher Tag. Um der Verantwortung zu entgehen erschoss der Täter sich selbst, zuvor seine Mutter. Der ebenfalls rechtsextreme Vater überlebte und treibt noch heute sein Unwesen.

Sebastian Klaus fühlt sich emotional involviert: “Ich selbst habe von der fünften bis zur dreizehnten Klasse Schulen in Hanau besucht, dort mein Abitur gemacht. Ich hatte Freunde und Bezugspunkte in der Stadt und die Stadtteile vom Freiheitsplatz aus immer wieder aufs Neue entdeckt. Unzählige Tage, in denen ich von morgens früh bis spät abends Hanau mit(er)lebte. Umso betroffener machte es mich, am 20. Februar 2020 zu lesen und im TV zu sehen, was geschehen war. Sofort machten sich vergessen geglaubte Erinnerungen im Kopf breit.

Heute noch, drei Jahre später, fühlt es sich surreal an, über den 19. Februar 2020 zu sprechen. Und das, obwohl ich der Stadt vor vielen Jahren bereits den Rücken gekehrt hatte. Kaum auszumalen, was in den Menschen vor Ort vorgeht. – An Tagen wie heute geht es mir nicht gut. Eine diffuse Mischung aus Trauer und Wut macht sich breit.

Als wäre das nicht schlimm genug, zeigen Untersuchungsausschüsse und Initiativen früh und überdeutlich auf, dass der Anschlag von Hanau mitunter auch das Ergebnis einer Radikalisierung seit Aufblühen von Pediga und AfD ist. Aber auch vonseiten sog. Christdemokraten, die zu Wahlkampfzeiten immer wieder allerhand rassistische Grundvorstellungen ausschlachten, um “besorgte Bürger” für sich zu gewinnen oder einfach zu untermauern, dass man über den “Fremden” stünde und die Macht habe, den Ton anzugeben. Wohin das alles führt: Dauerhafte Penetrierung der öffentlichen Debatte mit Ressentiments, mit Vorwürfen, mit Relativierungen von Hass und Hassrede. Mit Legitimierung dessen, was die AfD stark macht.

Dass die erste Mitteilung der Polizei am Abend des 19. Februar 2020 wie selbstverständlich das ressentimentbehaftete Narrativ der “Schießerei” aufgriff, mag banal erscheinen, zeigt aber überdeutlich, wie man weithin über die betroffenen Menschen denkt. Immerhin unterstellte man damit, dass es sich um einen Fall von Banden-Kriminalität handeln müsse. Dabei sind rechtsradikale Umtriebe gerade im direkten Hanauer Umfeld traditionell sehr ausgeprägt. Büdingen und z. B. Bruchköbel sind seit jeher Dreh und Angelpunkte. Das muss aufhören!

Mehrere hundert Tote gehen seit der Wende auf das Konto von Rechtsextremen. Offiziell. Vieles bleibt Dunkelziffer – Hanau auch beinahe, hätte Tobias R. nicht ein rassistisches Manifest hinterlassen und wären die Behörden mit der Vertuschung durchgekommen.

Neben Vorverurteilungen, wie wir sie auch bei den NSU-Ermittlungen erlebt haben, wurden mit der Zeit immer mehr Ungereimtheiten bekannt, die speziell die Rolle beteiligter Behörden betreffen. Bis heute erfolgte keine zufriedenstellende Aufarbeitung, keine nennenswerten Konsequenzen, dafür aber viel Wahlkampf und Stimmenfang seitens der CDU, die immer wieder ihren Kampf gegen Rechtsextremismus bekräftigt, während sie offenkundige Rassisten und Menschen, die auf dem rechten Auge blind sind, in Parlamente schickt und sie in Ministerposten hebt. Die Muster wiederholen sich – bei Tätern wie bei denen, die vertuschen und relativieren wollen. Schluss damit!”

DIE LINKE. Rheingau-Taunus schließt sich den Forderungen der Initiative 19. Februar Hanau bedenkenlos an.

Nähere Informationen zur Initiative und allen Hintergründen unter https://19feb-hanau.org

#niemalsvergessen