Zu "Spaziergängen" und Gegenkundgebungen

Seit einigen Wochen finden montags im Rheingau-Taunus-Kreis, u. a. in Bad Schwalbach und Idstein zum wiederholten Male angemeldete Kundgebungen statt, bei der engagierte Bürger:innen dazu aufgerufen waren, ein Zeichen für einen solidarischen und gemeinschaftlichen Umgang mit der Pandemie zu setzen.

 

Ziel war es auch die sog. "Spaziergänge" zu verhindern, die von Querdenkern über Messenger wie Telegram organisiert werden. Gezielt wird dort versucht sich Hygieneauflagen und dem Versammlungsgesetz zu entziehen. Als Teil dieser Strategie verzichtet man auch auf die Anmeldung und gibt Tipps, wie sich den Ordnungskräften entzogen werden kann. Mit Sorge sehen wir nicht nur diese Gruppe an sich, deren Aufrufe und Ansichten auch auf Kanälen von rechtsradikalen oder verschwörungsideologischen Parteien wie dem III. Weg über die Basis bis zur AfD geteilt werden. Auch die zunehmende Verharmlosung dieser Gruppierungen, durch bspw. die FDP Idstein, FWG oder die CDU Idstein finden wir bedenklich. Diese und andere fordern zum Dialog mit Querdenkern auf und missbrauchen dafür teilweise sogar von uns angemeldete Kundgebungen.

Den Dialog könnten diese ja auch gerne suchen, allerdings handelt es sich lediglich um Lippenbekenntnisse. Bisher ist noch keine der oben genannten Partei dabei aufgefallen mit uns oder den Querdenkern aktiv in den Dialog getreten zu sein, wenn diese montags aufmarschieren. Denn gegen Dialog ist erst mal nichts einzuwenden und wenn dieser zielführend wäre, würden wir den auch bevorzugen. Wir fragen uns an der Stelle nur, wie viele Zugeständnisse, Dialogversuche, wissenschaftliche Aufklärung usw. es noch bedarf oder ob es nicht andere Ansätze braucht. Für zahnlose Pressestatements, auf die keine praktische Aktion folgt, ist die Sache aber zu ernst.

 Es fällt schwer zu sehen, wie sich viele extrem einschränken, um die Gesundheit der Menschen in ihrem Umfeld nicht zu gefährden, während einige Verschwörungserzählungen nachgehen und andere gefährden. Man darf nicht vergessen, dass diese Menschen einen Tag später dem Personal im Supermarkt gegenüber stehen, hinter anderen in der Bahn sitzen, Angehörige besuchen oder aber schlussendlich selbst im Krankenhaus landen können, wo sie Personal gefährden und anderen Patient:innen, die auch auf Grund von Privatisierung und Gewinnoptimierung knappen Ressourcen streitig machen.

 Ja - diese Pandemie ist nervig, das ist sie für jede:n von uns. Aber eine weitere Pandemie, die derzeit um sich greift, ist unsolidarisches, egoistisches und wissenschaftsfeindliches Denken und Verhalten. Wir befinden uns derzeit im dritten Pandemiejahr. Es sollte jede:r begriffen haben, was pandemisch sinnvolle Maßnahmen sind und, dass es nur bestmöglich durch die Pandemie geht, wenn wir alle zusammen arbeiten und jede:r seine oder ihre Komfortzone zugunsten der Gesundheit anderer Menschen etwas anpasst. 

 Dazu gehört es, neben dem Tragen von Masken im öffentlichen Raum, soziale Kontakte zu reduzieren und schlussendlich auch sich impfen zu lassen, sofern keine individuellen medizinischen Probleme dagegen sprechen.